Kreative Prozesse optimieren: Strategien für Unternehmen

In einer sich ständig wandelnden Geschäftswelt ist Kreativität ein entscheidender Faktor für den Erfolg. Unternehmen, die innovative Lösungen entwickeln und sich kontinuierlich an neue Herausforderungen anpassen können, haben einen klaren Wettbewerbsvorteil. Doch wie entsteht Kreativität und wie kann man sie gezielt fördern?

Mit diesen Fragen haben wir uns im VDI Netzwerk Systems Engineering, veranstaltet bei der MEDtech Ingenieur GmbH, in einem sehr spannenden und interessanten Vortrag von Dr. Tobias Eismann beschäftigt. Dr. Tobias Eismann ist ein Kreativitätsforscher und Innovator. Nach seiner Promotion an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg arbeitet er seit 2022 im Siemens Creativity Lab. Dort unterstützt er Teams dabei, ihr kreatives Potenzial zu entfalten und innovative Lösungen zu entwickeln.

In diesem Blogartikel möchte ich meine Erkenntnisse und Learnings zusammenfassen, die ich im Vortrag hatte. Bitte betrachtet das nur als eine Zusammenfassung eines interessierten Teilnehmers, der aber selbst nicht über Kreativität geforscht hat. Ich gehe hier auch nicht auf alle Aspekte des Vortrags ein.

Was ist Kreativität und was ist es nicht?

Kreativität mit bunten Post-its oder dem Malen von lustigen Bildern gleichzusetzen, greift viel zu kurz. Oft beschränkt man sich auf Methoden der Kreativität, die absolut nützlich, aber eben nur ein Teil des Ganzen sind. Kreativität ist die Fähigkeit, etwas Neues oder Originelles zu erschaffen, das nützlich oder wertvoll ist. Wenn man Neues schaffen will, vielleicht sogar Disruptives, dann sind kreative Ansätze notwendig. Stichwort: Thinking outside the Box. Das geht weit über die Methoden hinaus. Angefangen von der Frage, wie unser Gehirn funktioniert, über Kreativität der Einzelnen bis hin zu sozialen Aspekten in Organisationen.

Divergentes und konvergentes Denken: Der Weg zu innovativen Lösungen

Kreativität erfordert eine Kombination aus divergenten und konvergenten Denkprozessen. Divergentes Denken ist der kreative, offene Ansatz, bei dem viele verschiedene Ideen und Lösungen generiert werden. Es geht darum, über den Tellerrand hinauszuschauen und ungewöhnliche, innovative Ansätze zu finden. Dieser Prozess ist spielerisch und experimentell, was Raum für neue und unkonventionelle Ideen schafft.

Im Gegensatz dazu steht das konvergente Denken, das darauf abzielt, die beste Lösung aus den vielen generierten Ideen auszuwählen und zu verfeinern. Es ist ein analytischer und systematischer Prozess, der hilft, die praktikabelsten und effektivsten Lösungen zu identifizieren. Beide Denkweisen sind komplementär und notwendig, um kreative Projekte erfolgreich umzusetzen.

divergent vs. convergent

Viel zu oft wird die Zeit, in der divergent gedacht wird, zu kurzgehalten. Dadurch verliert man Potential, um innovative Lösungen zu finden. Zudem empfinden die meisten von uns die Zeit, in der wir divergent denken, als anstrengend und mühsam, während wir uns in konvergenten Phasen gut fühlen.

Nicht nur den Kunden, sondern auch den Kreativen im Blick behalten

In der Produktentwicklung steht immer der Kunde im Fokus. Wir konzentrieren uns voll und ganz auf die Bedürfnisse und Wünsche des Kunden. Schließlich ist der Kunde derjenige, der das Produkt oder die Dienstleistung kauft. Das ist mit Sicherheit auch gut und richtig so. Aber es lohnt auch der Blick auf die Menschen, die das Produkt entwickeln. Wie ticken diese Menschen? Wie kann man die Arbeit optimal für sie gestalten und wie kann man die Gehirne der Geistesleister effizient nutzen und somit deren Kreativität entfachen? Dieser Aspekt kommt in den Unternehmen oft zu kurz. Und damit verschwendet man eben auch Potential.

Der Dreiklang des Erfolgs: Kreativität, Expertise und Motivation

Kreativität allein reicht nicht aus, um bahnbrechende Ergebnisse zu erzielen. Es braucht auch Expertise und Motivation, um kreative Ideen in die Tat umzusetzen. Expertise liefert das notwendige Wissen und die Fähigkeiten, um kreative Konzepte zu entwickeln und zu verfeinern. Ohne fundiertes Fachwissen bleiben viele kreative Ideen unausgereift und schwer umsetzbar.

Motivation ist der Antrieb, der kreative Prozesse in Gang hält und Herausforderungen überwindet. Sie sorgt dafür, dass man auch bei Rückschlägen und Schwierigkeiten nicht aufgibt. Intrinsische Motivation, also das innere Interesse und die Freude an der Aufgabe, ist besonders wichtig, um langfristig engagiert und produktiv zu bleiben.

Der Dreiklang aus Kreativität, Expertise und Motivation bildet die Grundlage für nachhaltigen Erfolg. Kreativität bringt frische Ideen hervor, Expertise verwandelt diese Ideen in realisierbare Projekte, und Motivation treibt den gesamten Prozess voran. Nur wenn alle drei Elemente zusammenwirken, können wirklich innovative und erfolgreiche Lösungen entstehen.

Neuronale Plastizität und Erfahrung

Neuronale Plastizität, die Fähigkeit des Gehirns, sich durch Erfahrung und Lernen zu verändern, ist in jedem Alter vorhanden, zeigt sich jedoch in verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich stark. In der frühen Kindheit ist die Plastizität am höchsten. Das Gehirn entwickelt sich rasant und passt sich ständig an neue Erfahrungen und Umgebungen an. Diese Phase ist entscheidend für die Entwicklung grundlegender Fähigkeiten wie Sprache und Motorik.

Mit zunehmendem Alter nimmt die Plastizität des Gehirns ab, bleibt jedoch weiterhin vorhanden. Im Erwachsenenalter ist das Gehirn zwar weniger formbar, aber immer noch in der Lage, sich durch gezielte Aktivitäten wie Lernen und Training anzupassen. Studien haben gezeigt, dass auch ältere Erwachsene durch das Erlernen neuer Fähigkeiten, wie zum Beispiel Jonglieren, strukturelle Veränderungen im Gehirn erfahren können.

Im Alter verlangsamt sich die Fähigkeit des Gehirns, sich neu zu organisieren, weiter. Dennoch bleibt die Plastizität ein lebenslanger Prozess. Ältere Menschen können durch geistig stimulierende Aktivitäten, soziale Interaktionen und körperliche Bewegung die neuronale Gesundheit unterstützen und den kognitiven Abbau verlangsamen. Es ist wichtig zu betonen, dass die individuelle Variabilität groß ist und Faktoren wie genetische Veranlagung, Lebensstil und Umweltbedingungen eine bedeutende Rolle spielen.

Die Erfahrung des Menschen nimmt in der Regel mit dem Alter zu. Das führt zu einem Optimum bei ca. 42 Jahren. In diesem Alter gründen Menschen am häufigsten erfolgreiche Startups.

Das Unterbewusstsein aktivieren: Schlüssel zur Kreativität

Um die Kreativität der Mitarbeiter zu fördern, ist es entscheidend, das Unterbewusstsein zu aktivieren. Dies gelingt nur, wenn man sich regelmäßig mit der Problemstellung auseinandersetzt. Durch kontinuierliche Erinnerung an das Problem wird das Unterbewusstsein angeregt, kreative Lösungen zu finden. Oft kommen die besten Ideen in Momenten der Entspannung, wie beim Aufwachen, Duschen oder Joggen.

Wenn Mitarbeiter regelmäßig an die Problemstellung erinnert werden, bleibt diese im Hinterkopf präsent. Das Unterbewusstsein arbeitet weiter daran, auch wenn man sich bewusst anderen Aufgaben widmet. Diese unbewusste Verarbeitung kann zu plötzlichen Geistesblitzen führen, die oft in unerwarteten Momenten auftreten. Beispielsweise berichten viele Menschen, dass sie ihre besten Ideen morgens beim Aufwachen, unter der Dusche oder beim Joggen haben.

Um diesen Prozess zu unterstützen, können Unternehmen verschiedene Strategien anwenden. Regelmäßige Meetings oder kurze Erinnerungen per E-Mail können helfen, das Problem im Bewusstsein der Mitarbeiter zu halten. Auch kreative Pausen und Freiräume für informelle Gespräche können dazu beitragen, dass das Unterbewusstsein aktiv bleibt und neue Ideen generiert.

Indem man den Mitarbeitern hilft, das Problem im Hinterkopf zu behalten, schafft man die Voraussetzungen für innovative Einfälle und Durchbrüche. Diese kontinuierliche Auseinandersetzung mit der Problemstellung ist der Schlüssel, um das kreative Potenzial des Unterbewusstseins voll auszuschöpfen.

Wie kam das Event an?

Das Feedback der Teilnehmer war durchgehend positiv und die Teilnehmer blieben noch lange, um über die neuen Erkenntnisse zu diskutieren. Vielen Dank an Dr. Tobias Eismann, für seine spannenden Einblicke in das Thema Kreativität.

 

 

 

Herzliche Grüße,

Goran Madzar

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