In unserer globalisierten Welt wirkt es auf den ersten Blick attraktiv, die Fertigung von Medizintechnik nach Fernost zu verlagern: Große Produktionskapazitäten und günstige Preise.
Viele Jahre hat das Offshoring auch hervorragend funktioniert, doch in der letzten Zeit sehen wir immer größere Schwierigkeiten aus politischen und regulatorischen Vorgaben, aber auch unvorhergesehene Ereignisse wie zum Beispiel die Corona-Pandemie.
Doch gerade in der Medizintechnik sind Faktoren wie Qualität, regulatorische Sicherheit und Zuverlässigkeit, nicht verhandelbar.
Deshalb können wir aktuell in der Medizintechnik eine Rückkehr zur heimischen Produktion beobachten – die Stärken von ‚Made in Germany‘ stehen wieder im Fokus.

1. Häufige Probleme der Medizintechnik-Fertigung aus Fernost
- Qualitätsschwankungen: Billige Produktion ist nicht gleich kosteneffizient. Fehlproduktionen, Reklamationen oder Rückrufe durch Qualitätsschwankungen können die Kosten sogar langfristig erhöhen.
- Unsichere Lieferketten: Lange Transportwege, Zollrisiken und geopolitische Spannungen können zu massiven Verzögerungen führen.
- Regulatorische Stolperfallen: Fertigung in Fernost bedeutet oft Nacharbeit, weil EU-MDR und ISO-Standards nicht konsequent umgesetzt werden.
- Wissensabfluss: Produktion im Ausland birgt das Risiko von Nachahmungen und fehlendem Schutz des geistigen Eigentums.
- Kommunikationshürden: Sprachbarrieren, Zeitverschiebung und interkulturelle Missverständnisse verkomplizieren obendrein auch noch die Zusammenarbeit.
2. Die Vorteile von Fertigung in Deutschland
- Qualität & Präzision: Deutsche Fertigung arbeitet mit den höchsten Standards – mit kontrollierten Prozessen und stabiler Qualität.
- Regulatorische Sicherheit: Produktion unter EU-MDR und ISO 13485 sorgt für Rechts- und Marktzugangssicherheit.
- Zuverlässige Lieferketten: Kurze Wege bedeuten Termintreue und weniger Abhängigkeit von geopolitischen Risiken.
- Kundennähe & Flexibilität: Direkter Austausch mit Entwicklung und Fertigung ermöglicht schnelle Anpassungen.
- Schutz geistigen Eigentums: Deutsche Standards im IP-Schutz verhindern unerwünschte Nachahmung.
- Nachhaltigkeit: Weniger Transport, bessere Umwelt- und Arbeitsschutzstandards.
3. Fazit: Investition statt Kostenfaktor
In den vergangenen Jahrzehnten war es eine rational und wirtschaftlich sinnvolle Entscheidung seine Produktion in Länder wie China auszulagern, um die Kosten zu senken. Die weltweiten Ereignisse der vergangenen fünf Jahre haben jedoch zu einem Umdenken in der Industrie geführt und uns die Nachteile vor Augen geführt, die mit der Globalisierung kommen. Seien es Rohstoffengpässe, Ausfuhrbeschränkungen, Handelskonflikte durch Zölle, die Corona-Pandemie oder Veränderungen von politischen Beziehungen in den Fertigungsländern.
Die Lehren daraus zeigen klar den Trend zum Reshoring – also der bewussten Rückkehr von Produktion nach Deutschland. China bleibt zwar weiterhin ein wichtiger Absatz- und Produktionsmarkt, aber es gibt ein klares Bestreben, kritische Lieferketten nach Deutschland oder Europa zurückzuholen.
- Lieferketten-Risiken minimieren: Kurze, transparente Wege erhöhen die Versorgungssicherheit.
- Versorgungssicherheit für kritische Komponenten: Gerade in der Medizintechnik sind Verfügbarkeit und Planbarkeit von Bauteilen entscheidend.
- Technologischer und wirtschaftlicher Vorteil: Eigenproduktion sichert Know-how, schützt geistiges Eigentum und fördert Innovationen im Inland.
- Förderung von Forschung und Wertschöpfung in Deutschland: Jede lokal hergestellte Komponente stärkt den Standort, schafft Arbeitsplätze und Kompetenzaufbau.
- Politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit: Weniger Abhängigkeit von geopolitisch instabilen Regionen erhöht die strategische Sicherheit.
Wer auf deutsche Fertigung setzt, spart sich Umwege, Nachbesserungen und Risiken – und gewinnt dafür Qualität, Vertrauen und langfristigen Erfolg. „Made in Germany“ ist in der Medizintechnik daher kein teures Label, sondern eine strategische Entscheidung für Sicherheit, Verlässlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit.
4. „Wann Deutschland, wann Fernost?“
Natürlich ist die Produktion von Medizintechnik immer in eine Abwägung zwischen Qualität, Kosten und Quantität. Daher bleibt das Outsourcing der Produktion ins Ausland auch weiterhin eine attraktive Option, wenn es die Wirtschaftlichkeit oder die Nachfrage billigen. Aber wann sollte diese Auslagerung passieren?
Für Prototypen und kleine bis mittlere Serien ist die Fertigung in Deutschland die beste Wahl – schnell, sicher und flexibel, vor allem wenn die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Bei sehr großen Stückzahlen kann eine Verlagerung nach Fernost sinnvoll sein. Wer jedoch Qualität und Marktzugang priorisiert, fährt mit ‚Made in Germany‘ langfristig besser.
Prototypen & Kleinserien
... gehören klar nach Deutschland.
- Hohe Flexibilität bei Änderungen während der Entwicklung.
- Direkter Austausch mit Entwicklern, Ingenieuren und Produktion.
- Kürzere Lieferzeiten – wichtig für Tests, Zulassungen und Pilotanwendungen.
- Regulatorische Sicherheit von Anfang an.
Mittlere Serien
... lassen sich ebenfalls gut in Deutschland fertigen, da man Qualität, Präzision und Liefertreue kombiniert.
- Oft effizienter, weil keine langen Transportwege anfallen und das Risiko von Nachbesserungen gering ausfällt.
- Die Gesamtkosten sind durch weniger Ausschuss und schnellere Anpassungen oftmals niedriger als vermeintlich „billige“ Fernost-Produktionen.
Sehr große Stückzahlen
... können in Fernost interessant sein, wenn:
- das Produkt bereits ausgereift und stabil im Design ist,
- die regulatorischen Anforderungen eindeutig definiert und im Fertigungsprozess implementiert sind,
- und das Unternehmen bereit ist, Risiken bei Logistik, IP-Schutz und Qualitätskontrolle zu managen.
Haben Sie selbst Erfahrungen mit der Produktion von Medizintechnik als Entwickler oder Auftraggeber und möchten ihre wichtigsten Erkenntnisse teilen? Dann kontaktieren sie uns gerne und falls sie einen Partner für Auftragsfertigung in der Medizintechnik suchen, dann melden sie sich ebenfalls gerne bei uns!
