Anwendungsfalldiagramme richtig modellieren – Die wichtigsten Komponenten

Use Cases (z. dt. Anwendungsfälle) können in einem Anwendungsfalldiagramm grafisch dokumentiert werden. Das Anwendungsfalldiagramm ist einfach in seiner Anwendung und wird von Projektbeteiligten gut angenommen. Dieser Artikel soll Ihnen dabei behilflich sein, Anwendungsfalldiagramme richtig und sinnvoll zu modellieren. Dabei wird auf die gängigsten Komponenten eingegangen.

Warum verwendet man Anwendungsfalldiagramme?

Bevor Sie mit der Modellierung starten, sollten Sie bereits Grundkenntnisse in UML (Unified Modelling Language) oder SysML (System Modelling Language) besitzen. Wir haben viele spannende Beiträge zu diesem Thema auf unserem Blog (mehr lesen).

Zu Beginn jeder Entwicklung muss festgelegt werden, welche Funktionen ein späteres Produkt umsetzen muss. Oft ist es so, dass der Stakeholder nicht gleichzeitig der Entwickler ist. Hier kann das Anwendungsfalldiagramm als Kommunikationsschnittstelle eingesetzt werden. Außerdem ist das Anwendungsfalldiagramm eine Art, funktionale Anforderungen an ein System zu sammeln. Jedes Anwendungsfalldiagramm beinhaltet Akteure, die als Strichmännchen dargestellt werden. Akteure können Menschen oder Fremdsysteme sein. Das zu entwickelnde Produkt bietet der Umgebung Dienstleistungen an. Ein Anwendungsfall ist eine solche Dienstleistung. Er wird mithilfe einer Ellipse visualisiert. Ein Anwendungsfall kann mit mehreren Akteuren verbunden sein. Hierbei kann zwischen den passiven und den aktiven Akteuren unterschieden werden. Passive Akteure liefern beispielsweise unserem System Daten, um die Dienstleistung realisieren zu können.

Komponenten

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Symbol Name Beschreibung
Akteur Akteur Akteure sind die Nutzer von Dienstleistungen, die ein System zur Verfügung stellt. Akteure können Menschen oder weitere Systeme sein. Sie werden als Strichmännchen dargestellt. Es gibt aktive und passive Akteure. Eine Unterscheidung am Symbol findet nicht statt.
Anwendungsfall Anwendungsfall Ein Anwendungsfall beschreibt eine Funktion/Dienstleistung eines Systems. Jeder Anwendungsfall führt meistens zu einem sichtbaren Ergebnis. Akteure nutzen diese Dienstleistungen aktiv oder passiv. Passiv bedeutet, dass ein Akteur dem Anwendungsfall Daten liefert, damit er funktionieren kann.
Systemgrenzen Systemgrenze Systemgrenzen werden als Rechteck dargestellt. Anwendungsfälle eines Systems befindet sich innerhalb dieser Grenzen. Sie sind dem System zugehörig. Akteure hingegen stehen außerhalb der Systemgrenzen. Sie sind nicht Teil des Systems, sondern agieren mit dessen Dienstleistungen.
Beziehung Use-Beziehung Ein Strich stellt eine Verbindung zwischen einem Akteur oder einem Fremdsystem und einem Use-Case dar. Er bedeutet, dass ein Akteur einen Use-Case verwendet.
Generalisierung Generalisierung Nach demselben Prinzip wie bei objektorientierten Programmiersprachen können Anwendungsfälle generalisiert werden. In Pfeilrichtung wird der Use-Case generalisiert. In entgegengesetzter Richtung spezialisiert.

Beispiel

Beispiel eines Anwendungsfalldiagramms

Abb. 1: Beispiel eines Anwendungsfalldiagramms

Abbildung 1 zeigt ein Beispiel eines Anwendungsfalldiagramms. Das System stellt einen vereinfachten Defibrillator dar. Medizinische Experten können diesen konfigurieren. Parameter, die eingestellt werden können sind unter anderem die Schockenergie oder der Patiententyp. Unter dem Patiententypen versteht man, ob es sich um eine erwachsene Person oder um ein Kind handelt. Einen weiteren Akteur stellt der Patient dar. Allerdings handelt es sich bei diesem um einen passiven Akteur. Er wird benötigt, um die Dienstleistung „Schock abgeben“ zu realisieren. Medizinische Experten triggern diese Schocks.

Tool zur Erstellung von Anwendungsfalldiagrammen

Bei MEDtech Ingenieur kommt das Tool Enterprise Achitect zum Einsatz. Enterprise Architect ist ein kostenpflichtiges Tool von Sparx Systems und kann dazu verwendet werden, Diagramme in SysML, UML und weiteren Modellierungssprachen zu erstellen. Das Tool ist für die Systementwicklung sehr gut geeignet [1]. Dokumentationen können automatisch generiert werden. Das Tool kann hier kostenlos als Testversion heruntergeladen und hier gekauft werden. Weitere spannende Artikel rund um das Thema Enterprise Architect und Modellierung finden Sie hier.

Weitere Diagramme modellieren

[1] System Architektur richtig erstellen mit UML und SysML: https://medtech-ingenieur.de/system-architektur/ und https://medtech-ingenieur.de/sprechen-sie-sysml/

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Autor

  • Daniel Saffer

    Daniel Saffer war als Firmwareentwickler für die MEDtech Ingenieur GmbH tätig. Zu seinen Aufgabengebieten gehörte die Entwicklung der Embedded Software eines Nervenstimulationsgeräts, sowie eines Systems zur drahtlosen Steuerung eines C-Bogens. Eine weitere Aufgabe war die Erstellung von Risikobetrachtungen und Assessments aus Cybersecurity-Sicht für verschiedene Medizinprodukte.

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